Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's
Meilensteine der Demokratiegeschichte

Meilensteine der Demokratiegeschichte

Logo https://demokratiegeschichte.pageflow.io/meilensteine-der-demokratiegeschichte

Zum Konzept der Demokratiegeschichte

Demokratiegeschichte umfasst historische Ereignisse, Prozesse, Organisationen und Institutionen, in denen Individuen und Gruppen um die Verwirklichung von Grund- und Menschenrechten, um Mitbestimmung, freie Wahlen und Parlamentarismus, um Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit in Staat und Gesellschaft gerungen haben – egal ob die konkreten Bemühungen im Einzelfall unmittelbar von Erfolg gekrönt waren oder nicht.

Über die Jahrhunderte hinweg kann man die Entwicklung des Konzeptes der Demokratie verfolgen und beobachten, wie sich Menschen in unterschiedlichen Situationen für deren Verwirklichung engagieren. Manchmal gelingt es ihnen, der jeweils eigenen Vorstellung von Demokratie näherzukommen. Manchmal führen ihre Forderung eher zum Erstarken autoritärer Kräfte. Manche Vorstellungen von Demokratie werden konkret umgesetzt, andere scheitern am Kontakt mit der Wirklichkeit. Wieder andere bekommen niemals die Chance, sich in der Wirklichkeit zu bewähren.

In der langen Geschichte dieser Demokratieforderungen und Demokratieversuche zeigt sich: Demokratie war nie ein feststehender Begriff – und ist es nicht. Die Diskussion über die Frage, was Demokratie auch heute ausmacht, ist selbst wesentlicher Teil der Demokratie.
Zum Anfang

Eine kurze Geschichte der Demokratie

Zum Anfang
(Vor-)Formen demokratischen Denkens und Handelns in Deutschland reichen weit zurück, zum Beispiel zu den Freien Reichsstädten, den Bauernkriegen oder den ständischen Landtagen. Mit der Französischen Revolution von 1789 nimmt die Demokratiegeschichte Fahrt auf. In ihrer Folge findet man Demokratieversuche auf der linken Rheinseite und im pfälzischen Hinterland, von der heutigen französischen Grenze bis nach Mainz.

Im November 1792 beantragen die Bürger von Bergzabern und umliegenden Ortschaften die Vereinigung mit Frankreich und gründen einen Freistaat. Anfang des Jahres 1793 finden in zahlreichen Orten zwischen Landau und Mainz Wahlen statt. Das erste weitgehend nach demokratischen Grundsätzen gewählte Parlament auf deutschem Boden tritt im März 1793 im Mainzer Deutschhaus zusammen. In seinem ersten Dekret beschließt der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent die Abschaffung aller willkürlichen Gewalt und begründet die Mainzer Republik.
Zum Anfang
Im frühen 19. Jahrhundert engagieren sich in ganz Deutschland breite Bevölkerungsschichten für liberale und demokratische Ideen. Forderungen nach Presse- und Meinungsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, Machtkontrolle und demokratischer Mitbestimmung werden in Publikationen, Ständeversammlungen und Veranstaltungen gestellt.

Viele Liberale und Demokraten versprechen sich von der nationalstaatlichen Einigung die Überwindung der Willkürherrschaft in den deutschen Einzelstaaten. Einige Staaten erlassen daraufhin frühe Verfassungen, in denen liberale Rechte gewährt werden; in anderen reagiert die Obrigkeit mit Verfolgung, Unterdrückung und Zensur auf die praktischen und ideellen Experimente.
Zum Anfang
Im Jahr 1832 versammeln sich an zahlreichen Orten Menschen, um den Forderungen nach Freiheit, Demokratie und Völkerverständigung Nachdruck zu verleihen. Die größte dieser Versammlungen findet im Mai auf dem Hambacher Schloss statt, wo ca. 25.000 Männer und Frauen aus allen Teilen der Gesellschaft zusammenkommen – die bis dahin größte politische Versammlung in Deutschland.

Viele Protagonisten müssen danach ins Exil. Verfolgung, Unterdrückung und Zensur können den Geist des Vormärz aber nicht wieder bändigen.
Zum Anfang
Ermuntert von Protesten in Italien und Frankreich erheben sich im März 1848 auch in den Staaten des Deutschen Bundes Bürgerinnen und Bürger gegen die Herrscherhäuser. Ihre Ziele umfassen ein breites Spektrum: moderate Reformen der bestehenden Fürstenherrschaft, demokratische Mitbestimmung, frühsozialistische Utopien.

Vom Großherzogtum Baden greift die Revolution schnell auf die anderen deutschen Staaten über. In der Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche zusammenkommt, einigt sich eine Mehrheit der Abgeordneten auf eine konstitutionelle Monarchie mit liberalen Grundrechten: Pressefreiheit, Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, Abschaffung der Standesprivilegien, Gleichheit vor dem Gesetz.

Frauen nehmen an der Revolution aktiv teil und fordern ihrerseits politische Rechte ein, die ihnen aber noch lange verwehrt bleiben. Im Paulskirchenparlament dürfen sie nur auf der Tribüne Platz nehmen.
Zum Anfang
1849 wird die Revolution niedergeschlagen. Doch trotz ihres Scheiterns überdauern wegweisende Errungenschaften.

Die Ideen von Einigkeit, Recht und Freiheit bleiben auch in konkreten Institutionen wie etwa den Verfassungen einzelner Staaten lebendig.
Zum Anfang
Das 1871 gegründete Kaiserreich bringt die nationale Einheit und ein fortschrittliches Reichstagswahlrecht. Parteien organisieren sich. Die Frauenbewegung fordert mehr Gleichberechtigung in sozialen, wirtschaftlichen und schließlich auch politischen Belangen.

Trotz der breiten gesellschaftlichen Politisierung stellen sich Kaiser und Reichsregierung einer weitergehenden Demokratisierung des Staates entgegen.
Zum Anfang
Mit der Novemberrevolution 1918 endet die Geschichte der Monarchien in Deutschland und es entsteht eine Republik. Frauen erhalten das Wahlrecht, das Wahlalter wird auf 20 Jahre herabgesetzt. In Weimar tritt die Nationalversammlung zusammen und verabschiedet eine ausgesprochen moderne und demokratische Verfassung. Erstmals ist Deutschland eine parlamentarische Demokratie. Direkte Demokratie auf Ebene des Reiches und der Länder ist möglich. Umfassende soziale Grundrechte werden in die Verfassung aufgenommen.

Nach stürmischen Anfangsjahren stabilisiert sich die Republik ab 1924. Doch die Feinde der Demokratie geben den Kampf nicht auf und ergreifen ab 1930 die Gelegenheit zu ihrer Beseitigung. Die Zerstörung der Republik ist 1933 abgeschlossen. Es beginnt das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.
Zum Anfang
Die Diktatur der Nationalsozialisten wird von breiten Bevölkerungsschichten und vielen Teilen der gesellschaftlichen Elite unterstützt oder zumindest mitgetragen. Aber selbst in dieser Situation setzen sich Menschen für Freiheit und Demokratie ein, vor allem aus dem Umfeld der demokratischen Parteien, Gewerkschaften und Massenorganisationen der Weimarer Republik.

Viele nehmen politische Verfolgung in Kauf und bezahlen ihren Einsatz mit dem Leben. Andere arbeiten aus dem Exil für die Bewahrung eines „anderen“ Deutschlands.

Freilich können sie weder die Verbrechen der Nationalsozialisten verhindern noch das Leid, das der Krieg über Deutschland, Europa und die Welt bringt. Das Regime wird erst mit der militärischen Niederlage 1945 beseitigt.
Zum Anfang
In den westlichen Besatzungszonen knüpfen Volksvertreterinnen und Volksvertreter an frühere Verfassungstraditionen an.

Von Anfang an geht es um Grundsatzentscheidungen von enormer Tragweite. Die Mehrheit entscheidet sich für eine liberale parlamentarische Republik und eine enge Anbindung an die westlichen Siegermächte – gleichzeitig aber auch gegen die Bewahrung der staatlichen Einheit. Mit dem als zeitlichem und räumlichem Provisorium konzipierten Grundgesetz von 1949 entsteht die Bundesrepublik Deutschland.

Über die Jahrzehnte wächst eine stabile parlamentarische Demokratie heran, die auch grundlegende gesellschaftliche Konflikte friedlich zu lösen lernt.
Zum Anfang
In der sowjetisch besetzten Zone soll nach dem Willen der Besatzungsmacht eine sozialistische Alternative zu den Westzonen entstehen. Anfangs wollen einige Akteure – vor allem aus Kreisen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus und aus dem westlichen Exil – diese Alternative ebenfalls demokratisch und freiheitlich ausgestalten. Deren Bemühungen werden aber von der sowjetischen Kaderpolitik um die „Gruppe Ulbricht“ zunichte gemacht.

1949 entsteht mit der DDR ein Staat unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), ein zentralistischer Überwachungsstaat nach sowjetischem Muster, der vielfach auf Ablehnung stößt. Eine Erhöhung der Arbeitsnormen führt am 17. Juni 1953 zu einem Volksaufstand gegen das Regime, der militärisch niedergeschlagen wird. Viele Menschen wandern in die Bundesrepublik ab. An vielen Orten, insbesondere im Umfeld der Kirchen, bleiben aber Freiräume, in denen sich Bürgerbewegungen formieren.

In der Friedlichen Revolution 1989 beseitigen die Menschen die Diktatur und bereiten den Weg für die Vereinigung der beiden deutschen Staaten auf Basis des Grundgesetzes der Bundesrepublik.
Zum Anfang
... versteht sich die Bundesrepublik Deutschland als liberaler, demokratischer und sozialer Rechtsstaat in der Mitte Europas. Auch wenn sie nicht immer ihren eigenen Ansprüchen gerecht wird, strebt sie an, ein weltoffenes und pluralistisches Gemeinwesen zu sein, in dem Menschen unterschiedlichster Herkunft und mit vielfältigen Lebensvorstellungen die Regeln des Zusammenlebens ständig neu aushandeln.

Die Grundlagen dafür haben viele Generationen engagierter Frauen und Männer geschaffen, oftmals unter großen persönlichen Gefahren und Entbehrungen.
Zum Anfang
Demokratie, Grund- und Menschenrechte wurden historisch erkämpft und sind nicht selbstverständlich. Es bleibt daher eine dauernde Aufgabe, Demokratie tagtäglich zu verteidigen und weiterzuentwickeln.
Zum Anfang
Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden