Zum Konzept der Demokratiegeschichte
Was ist Demokratiegeschichte?
Über die Jahrhunderte hinweg kann man die Entwicklung des Konzeptes der Demokratie verfolgen und beobachten, wie sich Menschen in unterschiedlichen Situationen für deren Verwirklichung engagieren. Manchmal gelingt es ihnen, der jeweils eigenen Vorstellung von Demokratie näherzukommen. Manchmal führen ihre Forderung eher zum Erstarken autoritärer Kräfte. Manche Vorstellungen von Demokratie werden konkret umgesetzt, andere scheitern am Kontakt mit der Wirklichkeit. Wieder andere bekommen niemals die Chance, sich in der Wirklichkeit zu bewähren.
In der langen Geschichte dieser Demokratieforderungen und Demokratieversuche zeigt sich: Demokratie war nie ein feststehender Begriff – und ist es nicht. Die Diskussion über die Frage, was Demokratie auch heute ausmacht, ist selbst wesentlicher Teil der Demokratie.
Eine kurze Geschichte der Demokratie
(Vor-)Formen demokratischen Denkens und Handelns
Im November 1792 beantragen die Bürger von Bergzabern und umliegenden Ortschaften die Vereinigung mit Frankreich und gründen einen Freistaat. Anfang des Jahres 1793 finden in zahlreichen Orten zwischen Landau und Mainz Wahlen statt. Das erste weitgehend nach demokratischen Grundsätzen gewählte Parlament auf deutschem Boden tritt im März 1793 im Mainzer Deutschhaus zusammen. In seinem ersten Dekret beschließt der Rheinisch-deutsche Nationalkonvent die Abschaffung aller willkürlichen Gewalt und begründet die Mainzer Republik.
Freiheitsforderungen im Vormärz
Viele Liberale und Demokraten versprechen sich von der nationalstaatlichen Einigung die Überwindung der Willkürherrschaft in den deutschen Einzelstaaten. Einige Staaten erlassen daraufhin frühe Verfassungen, in denen liberale Rechte gewährt werden; in anderen reagiert die Obrigkeit mit Verfolgung, Unterdrückung und Zensur auf die praktischen und ideellen Experimente.
Freiheitsfeste 1832
Viele Protagonisten müssen danach ins Exil. Verfolgung, Unterdrückung und Zensur können den Geist des Vormärz aber nicht wieder bändigen.
Die Revolution von 1848
Vom Großherzogtum Baden greift die Revolution schnell auf die anderen deutschen Staaten über. In der Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche zusammenkommt, einigt sich eine Mehrheit der Abgeordneten auf eine konstitutionelle Monarchie mit liberalen Grundrechten: Pressefreiheit, Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, Abschaffung der Standesprivilegien, Gleichheit vor dem Gesetz.
Frauen nehmen an der Revolution aktiv teil und fordern ihrerseits politische Rechte ein, die ihnen aber noch lange verwehrt bleiben. Im Paulskirchenparlament dürfen sie nur auf der Tribüne Platz nehmen.
Das Kaiserreich
Trotz der breiten gesellschaftlichen Politisierung stellen sich Kaiser und Reichsregierung einer weitergehenden Demokratisierung des Staates entgegen.
Die Weimarer Republik
Nach stürmischen Anfangsjahren stabilisiert sich die Republik ab 1924. Doch die Feinde der Demokratie geben den Kampf nicht auf und ergreifen ab 1930 die Gelegenheit zu ihrer Beseitigung. Die Zerstörung der Republik ist 1933 abgeschlossen. Es beginnt das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.
Die Bonner Republik
Von Anfang an geht es um Grundsatzentscheidungen von enormer Tragweite. Die Mehrheit entscheidet sich für eine liberale parlamentarische Republik und eine enge Anbindung an die westlichen Siegermächte – gleichzeitig aber auch gegen die Bewahrung der staatlichen Einheit. Mit dem als zeitlichem und räumlichem Provisorium konzipierten Grundgesetz von 1949 entsteht die Bundesrepublik Deutschland.
Über die Jahrzehnte wächst eine stabile parlamentarische Demokratie heran, die auch grundlegende gesellschaftliche Konflikte friedlich zu lösen lernt.
DDR und Friedliche Revolution
1949 entsteht mit der DDR ein Staat unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), ein zentralistischer Überwachungsstaat nach sowjetischem Muster, der vielfach auf Ablehnung stößt. Eine Erhöhung der Arbeitsnormen führt am 17. Juni 1953 zu einem Volksaufstand gegen das Regime, der militärisch niedergeschlagen wird. Viele Menschen wandern in die Bundesrepublik ab. An vielen Orten, insbesondere im Umfeld der Kirchen, bleiben aber Freiräume, in denen sich Bürgerbewegungen formieren.
In der Friedlichen Revolution 1989 beseitigen die Menschen die Diktatur und bereiten den Weg für die Vereinigung der beiden deutschen Staaten auf Basis des Grundgesetzes der Bundesrepublik.
Heute...
Die Grundlagen dafür haben viele Generationen engagierter Frauen und Männer geschaffen, oftmals unter großen persönlichen Gefahren und Entbehrungen.